Freitag, 6. Dezember 2013

Herr Rösler hat geliefert

Politik und Gesellschaft   |  Sprache
"Ab heute wird die FDP liefern" - FDP-Chef
Philipp Rösler im Mai 2011
Von der politischen Bühne ist Philipp Rösler seit diesem Wochenende verschwunden. Doch auf einem anderem Gebiet könnte der ehemalige FDP-Vorsitzende Deutschland weitaus nachhaltiger geprägt haben.

"Die Union muss liefern", steckt Sigmar Gabriel die Grenzen für die Koalitionsverhandlungen des nächsten Tages ab. "Wir müssen überhaupt nicht liefern", kontert Volker Kauder in bereits vertrauter Wortwahl. Und die FAZ fordert mit Blick auf die Wirtschaftsreformen der Volksrepublik: "Jetzt muss China liefern". Bei aller inhaltlichen Widersprüchen eint diese Sätze vor allem eine Besonderheit: Die Verwendung des Wortes "liefern".

Dienstag, 19. November 2013

Die Alt-68er als Accessoire

Politik und Gesellschaft   |  Jugendkultur

Festivalisierung der Jugend: Der Glanz früherer
Generationen als Vorbild.
Viele Forderungen der Jugendbewegungen der 60er Jahre sind Realität geworden. Doch auf die heutige Generation hat diese Zeit noch ganz andere Auswirkungen. Ein Essay über die Faszination vergangener Jugendkulturen.

Childhood living, is easy to do.
The things you wanted, I bought them for you.“

Es war das Jahr 1971, als Mick Jagger diesen Satz im Song „Wild Horses“ sang. Woodstock war vorbei, die Beatles Geschichte und die Tragödie von Altamont hatte den 1960er Jahren einen düsteren Schlussakkord beschert. Die sexuelle Revolution, die Studentenbewegungen, Proteste gegen den Vietnamkrieg – dieses Jahrzehnt hatte eine Menge erlebt und eine Menge bewegt.

Dienstag, 17. September 2013

Keiner redet über's Wetter

Politik und Gesellschaft   |  Wahlkampf

Hitzig geht es im Wahlkampf eher selten zu;
bei der Erderwärmung gibt es jedoch kein Pardon
Angela Merkel nennt sich Klima-Kanzlerin und trotzdem fällt den Grünen nichts anderes ein, als sich über Steuererhöhungen zu streiten. Eines der wichtigsten Zukunftsthemen wurde in diesem Wahlkampf sträflich vernachlässigt.

Dem jungen Mann in der ersten Reihe sei Dank. Es war am vergangenen Mittwoch, 11 Tage vor der Bundestagswahl, als Hendrik Kramer den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück zur besten Sendezeit in der ARD mit dem Thema Klimawandel konfrontierte. Bislang war davon im Wahlkampf noch nicht viel zu hören gewesen. In ausführlicher und fundierter Weise brachte der junge Mann Probleme zur Sprache, die nach wie vor an erster Stelle aller Agenden stehen müsste.

Freitag, 6. September 2013

Die Brache liegt im Auge des Betrachters

Stadtentwicklung   |  Kulturforum

Brachfläche oder Ort der Kultur: Blick auf das Kulturforum
In seinem Artikel “Die Edelbrache am Potsdamer Platz” fällt Harald Jähner vernichtende Urteile über das Kulturforum in Berlin-Tiergarten. Ein “Ort der Unkultur sei es, eine absurd unwirtliche Stadtlandschaft”. Das mag auf den ersten Eindruck zutreffen, doch anstatt die Grundidee des Forums zu verdammen, sollte man eher über ihre Verwirklichung nachdenken.

Vom Süden her kommend, wirkt es in der Tat wie ein Loch in der Stadt. Zur rechten Hand türmt sich die Staatsbibliothek auf, zur linken liegt eine scheinbar dahingewürftelte Landschaft an modernen Kuben und in der Mitte tost die Potsdamer Straße mit ihrem überdimensionierten Mittelstreifen. Doch nichts davon ist zufällig. Dem Gebiet, das 1964 unter Hans Scharoun entwickelt wurde, liegt eine Idee zu Grunde, die zwar aus einer anderen Zeit stammt, den Platz jedoch so nachhaltig geprägt hat, dass sie es nicht, verdient, einfach als überholt betrachtet zu werden.



Durchaus eine Überlegung wert

Politik und Gesellschaft   |  Wahlkampf

Griff in die Salatbar: Einmal pro Woche soll hier 
der Chicken-Salat fehlen
Die FDP sieht in der Grünen-Forderung nach einem “Veggie-Day” Bevormundung aus den finstersten Kapiteln deutscher Geschichte aufziehen. Dabei stellt die Idee bei weitem kein Zwang dar, sondern ist eine logische Schlussfolgerung einer grüner Lebenseinstellung.

Die Grünen haben es also geschafft. Gewürzt von bildlichen Entgleisungen der politischen Gegner hat es der “Veggie-Day” aus ihrem Wahlprogramm zum bislang größten Aufreger des Vorgeplänkels für die Bundestagswahl im Herbst 2013 geschafft. Die FDP sieht dadurch sogleich ihre freiheitlichen Grundsätze gefährdet und besonders den Berliner Bundestagsabgeordnete Lars Lindner fühlte sich durch die Idee derart empört, dass er sich dazu bewogen sah, ein altes Propaganda-Bild aus einer Nazi-Kampagne für Volksgesundheit hervorzukramen, um den grünen Vorstoß in Verbindung mit dunklen Kapiteln deutscher Geschichte zu setzen.

Keine Befriedigung in Sicht

Politik und Gesellschaft   |  50 Jahre Rolling Stones

Herr über die Menge: Mick Jagger beim Konzert im Hyde Park
Mick Jagger feiert seinen 70. Geburtstag und die Rolling Stones haben ihre Tour zum 50. Bandjubiläum beendet. Zeit, ein Resümee zu ziehen. Oder besser: Ein Zwischenfazit.

 “Ich wäre lieber tot, als mit 45 noch “Satisfaction” zu singen” – 38 Jahre ist es her, dass Mick Jagger diesen vielzitierten Satz fallen ließ. Daran gehalten hat er sich glücklicherweise nicht. Vor einer Woche ging die Jubiläums-Tour der Rolling Stones zu Ende, die sie durch die USA bis nach Europa führte, wo sie in umjubelten Auftritten auf dem Glastonbury-Festival und im Hyde Park in London gipfelte. Mit einem Gesamtalter von 277 Jahren faszinieren die Stones die Massen noch immer und die ständig im Raum stehende Vermutung, jetzt aber doch Zeuge der letzten Tour gewesen zu sein, wird von immer mehr Beobachtern angezweifelt. Die Rolling Stones haben eine Ära geprägt, Trends überlebt und Tiefschläge einstecken müssen. Doch jetzt, im Spätherbst ihrer Karriere, stehen sie gefestiger da denn je.